-
-
Thomas Mauch ist, zumindest für Herzog, Kluge und mich, ein Kameramann, dem wir einen Teil unserer Identität als Filmemacher verdanken.
Biografie
Thomas Mauch (geb. 1937 in Heidenheim an der Brenz) arbeitet seit fast 60 Jahren als bildgestaltender Kameramann. Insgesamt ist er für die Bilder bei mehr als 70 abendfüllenden Filmen
sowie zahlreichen Kurzfilmen und Fernsehprojekten verantwortlich und gilt als ein prägender Akteur des Neuen Deutschen Films.Die Begeisterung für Fotografie und Film wurde ihm gewissermaßen in die Wiege gelegt. Sein Vater, der nach eigener Aussage selbst Fotograf werden wollte, unterstützte seinen Sohn daher in dessen Berufswunsch. Mauchs Mutter war die Vorsitzende des Filmclubs in Heidenheim. Mauch selbst begann nach dem Abschluss der Waldorfschule eine Ausbildung als Fotograf und absolvierte ab 1957 ein Volontariat bei der Gesellschaft für Bildende Filme in München. Dort lernte er Edgar Reitz kennen, bei dessen ersten Kurz- und Dokumentarfilmen Mauch als Kamera-Assistent mitwirkte. Ab 1963 arbeitete er als freischaffender Kameramann und Dozent am Institut für Filmgestaltung an der Hochschule für Gestaltung in Ulm. Hier entstanden die ersten Ideen von Spontaneität, Improvisation und dem Einsatz von Handkameras – Vorsätze und Techniken die sowohl den Neuen Deutschen Film als auch den dokumentarischen Stil von Mauchs Gesamtwerk nachhaltig prägen sollten.
Erkennbar wird diese dokumentarisch anmutende Bildästhetik auch in einem von Mauchs ersten Langspielfilmen, Alexander Kluges ABSCHIED VON GESTERN (1966), bei dem er neben Reitz als zweiter Kameramann fungierte. Der Film feierte international Erfolge und gilt heute als Geburtsstunde des Neuen Deutschen Films. 1968 war Mauch als bildgestaltender Kameramann an Werner Herzogs Debütfilm LEBENSZEICHEN beteiligt. Es sollte der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit sein, aus der Werke wie AGUIRRE, DER ZORN GOTTES (1972) oder FITZCARRALDO (1982) hervorgingen. Eine fruchtbare berufliche Partnerschaft war außerdem jene mit Werner Schroeter, mit dem Mauch seinen persönlichen Lieblingsfilm NEAPOLITANISCHE GESCHWISTER (1978) sowie PALERMO ODER WOLFSBURG (1980) realisierte. Von 2003 bis 2004 arbeitete er an HEIMAT 3 – CHRONIK EINER ZEITENWENDE, dem dritten Teil der Trilogie von Edgar Reitz.
In besonderem Maße prägend für Mauchs Gesamtwerk sind aber auch das feministische Kino der 1960er und 70er Jahre und dessen Protagonistinnen. In Filmen wie Ula Stöckls NEUN LEBEN HAT DIE KATZE (1968) oder UNTER DEM PLASTER IST DER STRAND (1975) von Helma Sanders-Brahms beobachtet seine Kamera aufmerksam zeitgenössische weibliche Lebenswirklichkeiten in der damaligen Bundesrepublik. Neben seiner langjährigen Arbeit als Kameramann und Kollaborationen mit bedeutenden internationalen Regisseuren (beispielweise Jan Němec), wird Mauch ab 1964 (TUNNEL 57) auch selbst als Regisseur tätig. Zudem gründete er seine eigene Produktionsfirma, die u.a. für die Produktion von PALERMO ODER WOLFSBURG verantwortlich zeichnete, der 1980 bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin mit dem Goldener Bären ausgezeichnet wurde.
Thomas Mauch erhielt für seine herausragende Kameraarbeit insgesamt dreimal das Filmband in Gold bzw. den Bundesfilmpreis. Ausgezeichnet wurde damit seine jeweilige Bildgestaltung für AGUIRRE, DER ZORN GOTTES (1973), NEAPOLITANISCHE GESCHWISTER (1979) und zuletzt im Jahr 1989 für WALLERS LETZTER GANG von Christian Wagner. Daneben gewann Mauchs Regiearbeit STRAFPROTOKOLL ALLER UND JEDER UNTERTANEN 1976 beim Filmfestival Mannheim den Goldenen Dukat. Seine Kameraarbeit für Eva Hillers UNSICHTBARE TAGE wurde 1991 mit dem Hessischen Filmpreis für Kamera prämiert.
Filmografie
2014 LOS ENEMIGOS DEL DOLOR
Regie: Arauco Hernández Holz
2014 FROLLEIN FRAPPÉ (Kurzfilm)
Regie: Vanessa Aab
2013 SAROYAN ÜLKESI (SAROYAN LAND) (Dokumentarfilm)
Regie: Lusin Dink
2012 EL BELLA VISTA (Dokumentarfilm)
Regie: Alicia Cano Menoni
2010/2011 HOPFENSOMMER (TV)
Regie: Christian Wagner
2009 HUNGER
Regie: Marcus Vetter, Karin Steinberger
2008 WIR WAREN SO FREI – EIN FILM ÜBER EINEN FILM
Regie: Thomas Knauf
2007/2008 MOZART IN CHINA
Regie: Bernd Neuburger, Nadja Seelich
2006/2007 DIE FLUCHT DER FRAUEN (TV-Dokumentarfilm)
Regie: Klaudia Reynicke
2006 HEIMAT FRAGMENTE: DIE FRAUEN
Regie: Edgar Reitz
2006 50 FILMS TO SEE BEFORE YOU DIE
Regie: Olivia Blythman, Richard Mortimer, Suart Ramsay
2005 HITLERKANTATE
Regie: Jutta Brückner
2004-2008 ICH WILL DA SEIN – JENNY GRÖLLMANN (Dokumentarfilm)
Regie: Petra Weisenburger
2004-2006 STILLE SEHNSUCHT – WARCHILD
Regie: Christian Wagner
2003 HERBERT MARCUSE ODER DIE ASCHE DER REVOLUTION (Dokumentarfilm)
Regie: Thomas Knauf
2002-2004 HEIMAT 3 – CHRONIK EINER ZEITENWENDE. 4. TEIL: ALLEN GEHT’S GUT (1995)
Regie: Edgar Reitz
2002-2004 HEIMAT 3 – CHRONIK EINER ZEITENWENDE. 3. TEIL: DIE RUSSEN KOMMEN (1992-1993)
Regie: Edgar Reitz
2002-2004 HEIMAT 3 – CHRONIK EINER ZEITENWENDE. 2. TEIL: DIE WELTMEISTER (1990)
Regie: Edgar Reitz
2002-2004 HEIMAT 3 – CHRONIK EINER ZEITENWENDE. 1. TEIL: DAS GLÜCKLICHSTE VOLK DER WELT (1989)
Regie: Edgar Reitz
2001 LA MOITIÉ DU CIEL
Regie: Alain Mazars
2000/2001 EIN FALL FÜR ZWEI (Episode: CODE MIRA) (TV-Serie)
Regie: Dieter Laske
2001 KINO DER FISCHE (Kurz-Dokumentarfilm)
Regie: Helma Sanders-Brahms
2000 DIE KOMISSARIN (Episoden: DER TOTE AUS DER WAGENBURG / LIEBE UND TOD) (TV-Serie)
Regie: Charly Weller
2000 EIN FALL FÜR ZWEI (Episode: SCHNEETREIBEN) (TV-Serie)
Regie: Stefan Mohrbutter
2000 EIN FALL FÜR ZWEI (Episode: SPIEL, SATZ UND MORD) (TV-Serie)
Regie: Kilian Riedhof
1999-2000 SAINT CYR (DIE SCHULE DER VERLORENEN MÄDCHEN)
Regie: Patricia Mazuy
1999 SCHWARZ GREIFT EIN (EPISODEN: DIE GROSSE VERSUCHUNG / HEISSE LIEBE) (TV-Serie)
Regie: Charly Weller
1999 THE TALE OF SWEETY BARRETT
Regie: Stephen Bradley
1998/1999 MEIN LIEBSTER FEIND (Dokumentarfilm)
Regie: Werner Herzog
1997 WALLI, DIE EISFRAU (TV)
Regie: Wilhelm Engelhardt
1995/1996 REISEN INS LEBEN
Regie: Thomas Mitscherlich
1996 DIE KOMISSARIN (EPISODE: TODESMELODIE) (TV-Serie)
Regie: Wilhelm Engelhardt
1995 ORSON WELLES. THE ONE-MAN BAND (Dokumentarfilm)
Regie: Vassili Silovic, Oja Kodar
1994/1995 UNDERCOVER
Regie: Philip Davis
1994/1995 ZWEIUNDDREISSIG RICHTUNGEN DER WINDROSE (Dokumentarfilm)
Regie: Guido Wenzl
1993-1995 TRANSATLANTIS
Regie: Christian Wagner
1993 VOM MÖRDER UND SEINER FRAU (TV)
Regie: Wolfgang B. Heine
1993 AUF WIEDERSEHEN AMERIKA
Regie: Jan Schütte
1992/1993 DES LEBENS SCHÖNSTE SEITEN (TV)
Regie: Wolfgang B. Heine
1992/1993 DIE DENUNZIANTIN
Regie: Thomas Mitscherlich
1991/1992 EIN LIED FÜR BEKO
Regie: Nizamettin Ariç
1991 MOCCA FÜR DEN TIGER (TV)
Regie: Thomas Nennstiel
1990/1991 WUNDERJAHRE (TV)
Regie: Arend Agthe
UNSICHTBARE TAGE ODER DIE LEGENDE VON DEN WEISSEN KROKODILEN (Dokumentarfilm)
Regie: Eva Hiller
1990 MURDER EAST – MURDER WEST (MORD OST – MORD WEST)
Regie: Peter Smith
1989/1990 BUTTERBROT
Regie: Gabriel Barylli
1989/1990 DAS SCHNELLSTE PFERD DER WELT. SIGLAVY SLAVA I. (TV-Dokumentartfilm)
Regie: Didi Benoit
1989 IM GRUNDE MEINES HERZENS BIN ICH ELEKTRIKER (TV)
Regie: Thomas Nennstiel
1989 ZUG (Kurz-Dokumentarfilm)
Regie: Thomas Mauch, Christian Wagner
1988/1989 MARIA VON DEN STERNEN
Regie: Thomas Mauch
1988/1989 WALLERS LETZTER GANG
Regie: Christian Wagner
1987/1988 FUSSEL (Kurz-Experimentalfilm)
Regie: Thomas Struck
1987/1988 ADRIAN UND DIE RÖMER
Regie: Thomas Mauch, Klaus Bueb
1987-1989 ES IST NICHT LEICHT EIN GOTT ZU SEIN (UN DIEU REBELLE)
Regie: Peter Fleischmann
1987 FARBE BEKENNEN (Werbefilm)
Regie: Helke Sander
1987 COBRA VERDE
Regie: Werner Herzog
1986/1987 AQUAPLANING (TV)
Regie: Eva Hiller
1986/1987 EIN TREFFEN MIT RIMBAUD
Regie: Ernst-August Zurborn
1986/1987 WAR ZONE (TODESZONE)
Regie: Nathaniel Gutman
1986/1987 DAS WEITE LAND
Regie: Luc Bondy
1986 DAS ALTE LADAKH
Regie: Clemens Kuby
1986 VERMISCHTE NACHRICHTEN
Regie: Alexander Kluge
1985 NICHT NICHTS OHNE DICH
Regie: Pia Frankenberg
1985 DER GALAXENBAUER (TV)
Regie: Kurt K. Hieber
1985 DER T-MANN (TV)
Regie: Klaus Bueb
1985 DIE ACHSE (TV-Kurzfilm)
Regie: Thomas Mauch
1985 DER ANGRIFF DER GEGENWART AUF DIE ÜBRIGE ZEIT (Dokumentarfilm)
Regie: Alexander Kluge
1984/1985 ANDRÉ HELLER SIEHT SEIN FEUERWERK (Dokumentarfilm)
Regie: Hans-Jürgen Syberberg
1984-1986 STURZ DURCH TRÄUME. ANDRÉ HELLERS FEUERBILDER
Regie: Günther Hörmann, Thomas Mitscherlich, Detlef Saurin
1984 EIN FRIEDLICHES PAAR (Kurzfilm)
Regie: Ursula West
1984 DIE HERMANNSSCHLACHT (Bühnenstück)
Regie: Claus Peymann
1983/1984 AUF DER SUCHE NACH EINER PRAKTISCH REALISTISCHEN HALTUNG (Dokumentarfilm)
Regie: Alexander Kluge
1983/1984 DER ANSCHLAG (Kurzfilm)
Regie: Pia Frankenberg
1983 NOCH EIN JAHR UND SECHS TAGE (TV)
Regie: Alexander von Eschwege
1983 DER 14. GESANG (TV-Kurzfilm)
Regie: Martin Ebbing
1983 DINGO (TV)
Regie: Ilse Hoffmann
1983 HEINRICH PENTHESILEA VON KLEIST
Regie: Hans Neuenfels
1983 DIE MACHT DER GEFÜHLE
Regie: Alexander Kluge
1982/1983 KRIEG UND FRIEDEN
Regie: Alexander Kluge, Stefan Aust, Axel Engstfeld, Volker Schlöndorff
1982-1984 VATER UND SOHN (TV)
Regie: Thomas Mitscherlich
1982 KIEZ – AUFSTIEG UND FALL EINES LUDEN
Regie: Walter Bockmayer, Rolf Bührmann
1982 STERN DES MÉLIÈS (Experimentalfilm)
Regie: Dore O.
1982 FITZCARRALDO
Regie: Werner Herzog
1981 EIN FALL FÜR ZWEI (TV-Serie)
Regie: Balthasar von Weymarn
1981 DIE BERÜHRTE (NO MERCY, NO FUTURE)
Regie: Helma Sanders-Brahms
1981 DIE LEIDENSCHAFTLICHEN (TV)
Regie: Thomas Koerfer
1980/1981 DESPERADO CITY
Regie: Vadim Glowna
1980/1981 ZORN ODER MÄNNERSACHE (6. TODSÜNDE)
Regie: Alexander J. Seiler
1980 STOLZ ODER DIE RÜCKKEHR (3. TODSÜNDE)
Regie: Friedrich Kappeler
1980 DER KANDIDAT (Dokumentarfilm)
Regie: Stefan Aust, Alexander von Eschwege, Alexander Kluge, Volker Schlöndorff
1980 HUIE’S PREDIGT (Dokumentarfilm)
Regie: Werner Herzog
1980 GLAUBE UND WÄHRUNG – DR. GENE SCOTT, FERNSEHPREDIGER (Dokumentarfilm)
Regie: Werner Herzog
1979/1980 PALERMO ODER WOLFSBURG
Regie: Werner Schroeter
1979 DIE PATRIOTIN
Regie: Alexander Kluge
1978 NEAPOLITANISCHE GESCHWISTER (TV)
Regie: Werner Schroeter
1978 TOD EINES VATERS (TV)
Regie: Thomas Mauch
1977 ZU BÖSER SCHLACHT SCHLEICH ICH HEUT NACHT SO BANG
Regie: Alexander Kluge
1976/1977 HEINRICH
Regie: Helma Sanders-Brahms
1976-1978 KUNST IST FESSELN (TV-Dokumentarfilm)
Regie: Isolde Jovine, Hans Brockmann
1976-1978 WAS ICH BIN, SIND MEINE FILME (Dokumentarfilm)
Regie: Christian Weisenborn, Erwin Keusch
1976 STROSZEK
Regie: Werner Herzog
1976 ERIKAS LEIDENSCHAFTEN (TV)
Regie: Ula Stöckl
1976 STRAFPROTOKOLL ALLER UND JEDER UNTERTANEN (Kurz-Dokumentarfilm)
Regie: Thomas Mauch
1976 DAS ULMER HORN (Kurz-Dokumentarfilm)
Regie: Thomas Mauch
1976 HOW MUCH WOOD WOULD A WOODCHUCK CHUCK (Dokumentarfilm)
Regie: Werner Herzog
1975/1976 DER STARKE FERDINAND
Regie: Alexander Kluge
1975/1976 SHIRINS HOCHZEIT
Regie: Helma Sanders-Brahms
1975/1976 UNIE FILLE UNIQUE (AUSGETRETENE WEGE)
Regie: Philippe Nahoun
1975 DIE VERWANDLUNG (METAMORPHOSIS) (TV)
Regie: Jan Němec
1975 POPP UND MINGEL (TV)
Regie: Ula Stöckl
1974/1975 GLÜCK HAT FLÜGEL (TV)
Regie: Thomas Mauch
1974/1975 UNTER DEM PFLASTER IST DER STRAND
Regie: Helma Sanders-Brahms
1973/1974 FEINDE FÜRS LEBEN (TV)
Regie: Thomas Mauch
1973 GELEGENHEITSARBEIT EINER SKLAVIN
Regie: Alexander Kluge
1973 DIE SACHE MIT DEM GÄRTNER (TV)
Regie: Thomas Mauch
1973 BESITZBÜRGERIN, JAHRGANG 1908 (Dokumentarfilm)
Regie: Alexander Kluge
1972 AGUIRRE, DER ZORN GOTTES
Regie: Werner Herzog
1971/1972 DER WELT ZEIGEN, DASS MAN NOCH DA IST (Kurz-Dokumentarfilm)
Regie: Thomas Mauch
1971 VORFRÜHLING (Kurz-Dokumentarfilm)
Regie: Martin Ripkens, Hans Stempel
1971 WIR VERBAUEN 3 X 27 MILLIARDEN DOLLAR IN EINEN ANGRIFFSCHLACHTER (Kurzfilm)
Regie: Alexander Kluge
1971 WILLI TOBLER UND DER UNTERGANG DER 6. FLOTTE
Regie: Alexander Kluge
1970 HANDICAPS (Kurz-Dokumentarfilm)
Regie: Martin Ripkens, Hans Stempel
1970 EINE ANTIAUTORITÄRE FRAU? (TV)
Regie: Thomas Mauch
1970 AUCH ZWERGE HABEN KLEIN ANGEFANGEN
Regie: Werner Herzog
1969/1970 DER GROSSE VERHAU
Regie: Alexander Kluge
1969 DIE FLIEGENDEN ÄRZTE VON OSTAFRIKA (Dokumentarfilm)
Regie: Werner Herzog
1968 FILMSTUNDE (Dokumentarfilm)
Regie: Edgar Reitz
1968 LAOS (TV)
Regie: Werner R. Gallé, Thomas Mauch
1968 NEUN LEBEN HAT DIE KATZE
Regie: Ula Stöckl
1968 FEUERLÖSCHER E. A. WINTERSTEIN
Regie: Alexander Kluge
1967-1969 DIE UNBEZÄHMBARE LENI PEICKERT
Regie: Alexander Kluge
1967/1968 LETZTE WORTE (Kurzfilm)
Regie: Werner Herzog
DIE ARTISTEN IN DER ZIRKUSKUPPEL: RATLOS
Regie: Alexander Kluge
1967 FRAU BLACKBURN, GEB. 5. JAN. 1987, WIRD GEFILMT (Kurz-Dokumentarfilm)
Regie: Alexander Kluge
1967 PANEK (Kurzfilm)
Regie: Theodor Kotulla
1966/1967 SCHLAGERFILME (Kurzfilme)
Regie: Edgar Reitz
1966/1967 FUSSNOTEN
Regie: Edgar Reitz
1966/1967 MAHLZEITEN
Regie: Edgar Reitz
1966/1967 ZUM BEISPIEL BRESSON (Kurz-Dokumentarfilm)
Regie: Theodor Kotulla, Martin Ripkens, Hans Stempel
1966/1967 WIR WAREN VORBEREITET, FÜR DONNERSTAG, MORGENS UM SECHS IN DEN STREIK ZU TRETEN (Dokumentarfilm)
Regie: Günther Hörmann
1966 DIE KINDER (Kurzfilm)
Regie: Edgar Reitz
1965/1966 ABSCHIED VON GESTERN
Regie: Alexander Kluge
1965/1966 DIE WAHL. DER WAHLKAMPF IN NEU-ULM, 1965 (Dokumentarfilm)
Regie: Wilfried E. Reinke
1965 HABEN SIE ABITUR? (Kurz-Dokumentarfilm)
Regie: Ula Stöckl
1964/1965 FORMOSA (TV)
Regie: Thomas Mauch, Werner E. Gallé
1964/1965 DER WALD VON OVERLOON (Kurz-Dokumentarfilm)
Regie: Thomas Mauch, Werner E. Gallé
1964/1965 VARIAVISION. UNENDLICHE FAHRT – ABER BEGRENZT (Experimentalwerbefilm)
Regie: Edgar Reitz
1964 GENERAL YEH (Kurz-Dokumentarfilm)
Regie: Thomas Mauch
1964 TUNNEL 57 (Dokumentarfilm)
Regie: Thomas Mauch
1963/1964 DER CHEF WÜNSCHT KEINE ZEUGEN
Regie: Hans Albin, Peter Berneis
1962/1963 GESCHWINDIGKEIT. KINO EINS (Kurzfilm)
Regie: Edgar Reitz
1962 ASTA-ARZNEIMITTEL (Werbefilm)
Regie: Georg Zauner
1960 METROPOLEN I – IV (Industriefilme)
Regie: Edgar Reitz
1960 ÄRZTEKONGRESS (Industriefilm)
Regie: Edgar Reitz
1959/1960 YUCATAN (Dokumentarfilm)
Regie: Edgar Reitz
1959/1960 BAUMWOLLE (Industriefilm)
Regie: Edgar Reitz
1959 KREBSFORSCHUNG I UND II (Industriefilme)
Regie: Edgar Reitz
Jurybegründung
Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Thomas Mauch zu den prägendsten Bildgestaltern des Neuen Deutschen Films – ja, eigentlich des deutschen Films der letzten 50 Jahre insgesamt –
gehört. Seit seinen ersten Filmarbeiten Ende der 1950er Jahre bei Dokumentar- und Industriefilmen mit Edgar Reitz als Regisseur hat der 1937 in Heidenheim an der Brenz geborene Mauch eine singuläre und herausragende Karriere als Kameramann vorzuweisen. Zentral in seiner Filmografie stehen die langjährigen Zusammenarbeiten mit Alexander Kluge (achtzehn kurze, mittellange und lange Filme) und Werner Herzog (zehn Filme). Weitere wichtige Meilensteine sind zwei Filme für Werner Schroeter und eine Reihe von Arbeiten mit Regisseurinnen wie Helma Sanders-Brahms, Ula Stöckl, Jutta Brückner und Pia Frankenberg.Wie viele herausragende Kameraleute hat auch Mauch beim Dokumentarfilm begonnen: Seine ersten Arbeiten entstanden im Rahmen seiner Dozentur an der Hochschule für Gestaltung in Ulm, wo auch der Kontakt zu Reitz, Kluge und Herzog zustande kam. Der dokumentarische Ansatz beziehungsweise die Verschränkung und wechselseitige Befruchtung dokumentarischer und fiktionalisierender (Bild-)Elemente zieht sich durch Mauchs Gesamtwerk und ist auch in vielen der von ihm fotografierten Spielfilme deutlich auszumachen. Einen spezifisch individuellen Stil will er darin aber nicht erkannt wissen; ganz im Gegenteil hat er mehrfach betont, keine persönlichen stilistischen Merkmale ausprägen zu wollen.
Noch in einer anderen Hinsicht hat Thomas Mauch einen gewaltigen Anteil an der visuellen Erscheinung des deutschen Films: Zu seinen Assistenten und Assistentinnen gehören über die Jahrzehnte seiner Tätigkeit mit Jörg Schmidt-Reitwein, Dietrich Lohmann, Martin Schäfer, Frank Brühne, Werner Lüring, Rainer Klausmann und Judith Kaufmann eine erstaunliche Liste von einflussreichen Bildgestalterinnen und Bildgestaltern. Wohl kein anderer deutscher Kameramann hat über die Ausbildung einen so großen Einfluss auf das Aussehen des deutschen Films von den 1960er Jahren bis heute genommen. Sogar an der internationalen Karriere des 2015 mit dem Marburger Kamerapreis ausgezeichneten Edward Lachman war Mauch nicht unbeteiligt: Lachman assistierte Mauch bei Herzogs STROSZEK (1977) wie auch bei dessen Kurzfilmen HOW MUCH WOOD WOULD A WOODCHUCK CHUCK (1976) und HUIE’S PREDIGT (1980) und führte dabei jeweils die zweite Kamera. Und als Produzent von Werner Schroeters visuell eigensinnigem Triptych PALERMO ODER WOLFSBURG (1980) bewies Mauch großen Mut und trug auch in dieser Funktion zum Neuen Deutschen Film bei.
Selbst wenn Mauch sich nicht auf einen erkennbaren Bildstil festlegen lässt, so gibt es doch einige wiederkehrende Interessen und Merkmale in der visuellen Gestaltung: Eine Reihe von Filmen
zeigt ein klar konturiertes, fast schon hartes Schwarz-Weiß, so unter anderem ABSCHIED VON GESTERN (Kamera gemeinsam mit Edgar Reitz), LEBENSZEICHEN, AUCH ZWERGE HABEN KLEIN ANGEFANGEN und UNTER DEM PFLASTER IST DER STRAND. Damit war Mauch entscheidend verantwortlich für ein Markenzeichen des Jungen Deutschen Films – ein scharf pointiertes, gleichzeitig aber auch lebendig-pulsierendes Schwarz-Weiß, das die Grauwerte konsequent ausschöpfte. AUCH ZWERGE HABEN KLEIN ANGEFANGEN und UNTER DEM PFLASTER IST DER STRAND zeichnen sich darüber hinaus durch die große Mobilität der Aufnahmeapparatur und die fast schon autonome Spontaneität der Kamerabewegung aus. Gerade Mauchs Können darin, die Bewegung vor der Kamera mit der Eigenbewegung des Aufnahmegeräts in ein produktives Spannungsverhältnis zu setzen, ist immer wieder anerkennend hervorgehoben worden.Was das Licht angeht, so bevorzugt Mauch „eine klare, integrierte Kamerakonzeption und ein sauberes, unaufdringliches Licht, das sich so weit als möglich nach Dekors, Raumatmosphären
und Schauspielern zu richten versucht, anstatt ihnen um jeden Preis eine eigene, spezifische ‚Beleuchtung‘ verleihen zu wollen.“ (Peter Körte, CineGraph). Dennoch finden sich auch bei der
Lichtsetzung, die sich insgesamt weniger prononciert als die Kamerabewegung in den Vordergrund schiebt, bestimmte ästhetische Vorlieben, so ein besonderes Interesse am Gegenlicht, das Personen und Objekte konturiert und mitunter fast schon plastische Körper schafft.Gelegentlich ist Thomas Mauch auch als „Landschaftsmaler“ unter den deutschen Kameraleuten bezeichnet worden – die Kadrage, die Wahl des Standortes und die Distanz zu den Objekten
machen immer wieder etwas sichtbar, das einem flüchtigen Blick verborgen bleibt. Dabei kann man etwa an die surrealen und lebensfeindlichen Orte bei Werner Herzog (das Amazonasgebiet
in AGUIRRE und FITZCARRALDO, die sturmumtosten Kanaren in AUCH ZWERGE HABEN KLEIN ANGEFANGEN, das winterliche Wisconsin in STROSZEK) denken, aber auch das von der Moderne abgehängte Allgäu in WALLERS LETZTER GANG oder die bundesrepublikanischen Stadtlandschaften im Umbruch, die die feministischen und semi-dokumentarischen Arbeiten der 1970er Jahre prägen (z.B. in UNTER DEM PFLASTER IST DER STRAND). Bis zu einem gewissen Grad im Kontrast dazu steht die modernistische Reflexivität, die die montageintensiven Essays von Alexander Kluge auszeichnen, bei denen die Spuren der Kameraarbeit nicht immer ganz einfach zu isolieren sind. Gerade für Kluge, der Mauchzum 80. Geburtstag kürzlich einen schönen Filmessay widmete, ist Mauch über die Jahre zu einem kongenialen Partner geworden.Thomas Mauch hat sich in seiner reichhaltigen bildkünstlerischen Tätigkeit niemals dem Massengeschmack angebiedert und ist auch keinen aktuellen Moden blind gefolgt. Dabei hat er
über einen Zeitraum von mehr als fünfzig Jahren hinweg einen herausragenden Korpus an Filmen visuell gestaltet und sich so nachhaltig um die deutsche Filmkultur verdient gemacht. Neben den
zahlreichen stilbildenden Meilensteinen und den ästhetisch eigenständigen Solitären (z.B. DESPERADO CITY, 1981) finden sich in seinem reichen Werk auch zahlreiche Filme, die sich weder für
den Mainstream noch für den Massenerfolg interessiert haben, sondern stets einen eigenen Weg gesucht haben. Diese gilt es in ihrer diversen Vielfältigkeit wiederzuentdecken.
Folgen Sie uns